Im letzten Beitrag hatte ich aufgezeigt, dass ein Mensch nicht unabhängig ist, sondern im Rahmen eines Anreizsystems agiert. Das Anreizsystem der Natur ermöglicht auf Basis einer freiwilligen Kooperation einen Tauschhandel, welche die Geldmenge im System erhält und den Wohlstand beider Seiten vergrößert.
Das Fazit meines letzten Beitrags war auch, dass Geld ein Nullsummenspiel ist, während der Wohlstandsgewinn kein Nullsummenspiel ist.
In diesem Beitrag werde ich nun auf das aktuelle Geldsystem eingehen. Wenn ein Mensch einem Freund Geld leiht und dafür einen Zins bekommt, so wird die Geldmenge sich nicht erhöhen. Dies ist aber nicht der Fall, wenn man einen Kredit bei einer Bank aufnimmt. Bei diesem Vorgang wird Geld geschöpft, was fatale Folgen haben wird, wie wir gleich feststellen werden, denn die Grundeigenschaft richtigen Geldes „Knappheit“ wird damit aufgelöst.
Es wird nicht das Geld eines anderen Kunden verliehen, sondern es wird Geld geschöpft. Die Bank muss dabei lediglich eine Mindestreserve zurücklegen. Der Kreditnehmer erhält also geschöpftes Geld und muss dies inklusive eines Zinses zurückzahlen. Dieses geschöpfte Geld gelangt nun in die Wirtschaft und wird entweder für Investitionen oder für Konsum ausgegeben. Andere Wirtschaftsteilnehmer, die dieses Geld einnehmen, können damit entweder ihre Zinsen bezahlen, oder selbst mit höheren Sicherheiten weitere Kredite aufnehmen, was die Geldmenge weiter vergrößert.
In der folgenden Abbildung [1] sehen wir, dass seit der Aufhebung des Goldstandards 1971 die Geldmenge exponentiell gestiegen ist. Durch diese Erhöhung des Preisniveaus (und durch Erfindungen) wuchs nun natürlich auch das Bruttoinlandsprodukt, die Summe der Werte aller Produkte und Dienstleistungen. Diese Inflation lies neben der Globalisierung und damit der Ausweitung des Marktes natürlich auch die Aktienkurse steigen. Die Staatsverschuldung konnte aufgrund der höheren Steuereinnahmen und Steigerung der Vermögenspreise ebenfalls gesteigert werden.
Was ist Inflation? Eine Inflation ist eine mit Geldentwertung und Preissteigerungen verbundene, beträchtliche Erhöhung des Geldumlaufs im Verhältnis zur Produktion.
Die Währungen verlieren in diesem System also an Kaufkraft, was das folgende Schaubild [2] zeigt. Alle weltweiten Währungen haben gegenüber Gold an Wert verloren. Die USA hatte 1933 schon einmal den Dollar abgewertet, was man in diesem Schaubild gut erkennt.
Diese Abwertung wäre kein Problem, wenn auch im Gegenzug mehr Waren entstehen würden und somit der Preis eines Gutes konstant bliebe. Doch dies ist nicht so, denn es gibt Fehlinvestitionen und somit Güter, die nicht gebraucht werden und für die somit niemand zahlen will. Dadurch entstehen also keine weiteren Güter und aus Investition wird Konsum.
Aus Sicht einer Bank führt ein Kreditausfall demnach zu Problemen, da das zurückgelegte Geld für die Ausfälle aufkommen muss und somit das Eigenkapital der Bank sinkt. Dies führt dazu, dass die Bank auch weniger Kredite vergeben darf, weil die nötigen Rücklagen fehlen. Hätten wir ein Geldsystem ohne die Möglichkeit der Geldschöpfung, so wäre bei einem Kreditausfall das Geld für die Bank zwar weg, aber die weitere Kreditvergabe wäre nicht eingeschränkt.
Für die Verdeutlichung dieser Argumentation hilft, wenn man sich bewusst macht, dass man mit 10.000€ Schulden bei der Bank ein Problem hat, während bei 10.000.000€ Schulden die Bank ein Problem hat. Nämlich dann, wenn der Kredit ausfällt.
Zwischenfazit: Dieses Geldsystem führt demnach zu einer immer größeren Geldmenge und durch Fehlinvestitionen zu Inflation. Auch die Krisen fallen immer heftiger aus, weil die Banken systemrelevant sind. Wenn die Banken bankrottgehen sollten, dann geht das komplette Vertrauen in das Geldsystem verloren, daher werden sie zwanghaft mit neu gedrucktem Geld gerettet.
Welche Anreizsysteme hat dieses System?
- Wer viel besitzt, bekommt auch viel Kredit, weil er entsprechende Sicherheiten vorweisen kann.
- Wer das Geld zuerst hat (also der Kreditnehmer) hat den Vorteil, dass die Preise noch nicht der Inflation unterliegen und er eine hohe Kaufkraft hat.
- Diese unterschiedliche Kaufkraft führt zu einer Umverteilung, denn wer viel hat kann günstig einkaufen und bekommt dadurch noch mehr.
- Durch die Inflation sinkt zwar nicht die nominale Höhe der Kredite, aber die reale Kaufkraft. Die Inflation frisst die Kredite auf.
- Das bestehende Geld verliert an Kaufkraft, ohne dass man dagegen etwas tun kann. Allein dadurch, dass andere Leute Kredit aufnehmen, wird man enteignet. Wer also nicht auf Kredit lebt ist der Dumme.
- Die Vermögenswerte, wie Immobilien, Aktien oder Gold steigen, weil diese langfristig im Vergleich zum Papiergeld echten Wert haben.
- Diese steigenden Vermögenswerte führen wieder dazu, dass diejenigen, die sie besitzen, wieder neue, höhere Kredite aufnehmen können, um damit weitere Vermögenswerte zu kaufen, deren Preise dann wieder steigen, …
- Jemand der neu in diesen Kreislauf einsteigen will hat es schwer und muss viel dafür zahlen.
- Die Umverteilung findet von Leuten, die wenig haben zu Leuten, die schon viel haben, statt.
- Von Entwicklungsländern zu den entwickelten Ländern, von Land zu Stadt, von Jung zu Alt, von Arm zu Reich, vom Klein- und Mittelstand zum Konzern.
- Dieses System erhält somit die Macht und den Einfluss der Vermögenden auf Kosten des Wohlstands aller.
- Dieses System entwertet die Geldmenge des Sparers und hält ihn in Arbeit.
Was ist der Zins? Der Zins ist der Preis des Geldes und damit ein Signal für den Zeithorizont bzw. die Dringlichkeit für benötigtes Geld. Er ist somit der wichtigste Preis in einer Marktwirtschaft, denn über das Geld wird der Austausch aller Waren und Dienstleistungen organisiert.
Aufgrund von Kreditausfällen kam es in der letzten Wirtschaftskrise zu einer Abwärtsspirale, denn durch die Kreditausfälle mussten die Banken weniger Kredite vergeben und es fehlte an Liquidität, also an neuen Krediten, die für die Deckung von Zinsen benötigt werden. Demnach wurden die Banken gerettet und die Zentralbank versuchte durch Zinssenkungen die Kreditnachfrage zu steigern. Denn durch die Währungsunion des Euro konnten die Währungen der einzelnen Nationen nicht auf- oder abgewertet werden und dadurch blieb der Zins als Regulationsparameter übrig. Ohne diese Währungsunion würden die einzelnen Nationalwährungen sich auf- oder abwerten, doch durch die Währungsunion orientiert sich der Zins an der Gemeinschaft.
Diese Zinssenkungen sollten die Investitionen, Arbeitsplätze und den Konsum ankurbeln. Auch die Währungen werden dadurch im Vergleich zu Gold weiter abgewertet. Diese Anreize des niedrigen Zinses führen nun zu weiteren Problemen.
Was passiert also bei Null- bzw. bei Negativzinsen?
Nullzinsen bedeutet so viel wie, dass man gratis Geld hinterhergeworfen bekommt und Negativzins bedeutet, dass man noch extra Geld bekommt, wenn man das gratis Geld annimmt. Die Funktion des Geldes als Wertspeicher wird somit abgeschafft und es ist nichts mehr wert, weil es im Überfluss vorhanden ist. Wir haben zu viel Liquidität im Markt.
Insgesamt führt das zu einer Fortsetzung der beschriebenen Entwicklungen und weitere Umverteilung und Inflation unter dem Deckmantel der hohen Investitionen, geringer Arbeitslosigkeit, und einer Wettbewerbsfähigkeit, denn es gibt keine Knappheitssignale mehr. Subventionen aufgrund des niedrigen Zinses sind auch kein Problem, denn Geld ist genug vorhanden. All dies führt zu einer schlechten Ressourcenallokation und zu weniger Wohlstand.
Der geringe Zins nötigt die Unternehmen frische Kredite aufzunehmen, denn wer keine günstigen Kredite aufnimmt, hat einen Wettbewerbsnachteil, weil der Wettbewerb natürlich Kredite aufnimmt, um schneller investieren und damit auch schneller wachsen zu können.
Es gibt demnach zwei Arten an Unternehmen. Die einen erkennen Produktivitätspotentiale und investieren stark, um schneller als der Wettbewerb zu wachsen. Die anderen Unternehmen, welche keine Produktivitätspotentiale erkennen, oder sie falsch erkennen, nehmen keine Kredite auf (was dumm ist aufgrund der Tatsache, dass es das Geld günstig gibt) oder falls doch, dann werden daraus Fehlinvestitionen bzw. Konsum. Die Planung der Unternehmen ist somit nur sehr schlecht möglich und jedes Unternehmen fährt entweder im Nebel auf Sicht oder Vollgas im Risiko.
Somit entstehen Zombiefirmen. Also Unternehmen, die das günstige Geld nehmen, aber dies nicht gewinnbringend investieren, sondern konsumieren. Diese Unternehmen gehen nicht bankrott, obwohl sie unproduktiv sind und schlecht mit Geld umgehen. Eine Anpassung der Struktur und des Arbeitsmarkes wird dadurch verhindert.
Des Weiteren funktioniert das Geschäftsmodell der Banken nicht mehr, denn diese besteht aus dem Vermitteln von Geld von Sparer und Anleger zu Kreditnehmer. Die Sparmarge, die Transformationsmarge und die Kreditmarge sinken gegen null, während die Banken weiterhin Kosten für ihre Mitarbeiter, Bürokratie und für die Governance/Einhaltung von Regulierungen haben, wie Dr. Markus Krall in seinen Vorträgen aufzeigt.
Der Sparer wird enteignet!
Die Banken haben also ein Problem, die Unternehmen können der Verlockung des günstigen Geldes nicht widerstehen, doch was ist mit dem „einfachen Menschen“, der keine Vermögensgegenstände besitzt, die an Wert steigen?
Der Sparer wird enteignet, die Inflation und die negativen Zinsen fressen sein Erspartes auf. Der Kauf von Vermögensgegenständen wird immer teuer. Seiner Arbeit kann er auch nicht mehr viel abgewinnen, denn er weiß nicht mehr welchen Wert sie hat und ob sein Unternehmen am Markt noch einen Sinn hat. Falls sein Gehalt an die Inflation angepasst wird, so rutscht er aufgrund der kalten Progression in einen höheren Grenzsteuersatz.
Die große Geldmengenausweitung führt demnach auf allen Ebenen zu weniger Produktivitätswachstum, Wohlstandsvernichtung und zu einer Erosion der Banken. Die Abschaffung des Zinses führt zu einem kurzfristigen Denken und zu mehr Hedonismus in der Gesellschaft. Es wird nicht investiert, sondern auf Kosten der Zukunft bzw. auf Substanz gelebt.
Daher ist es für junge Menschen auch schwer ein Vermögen aufzubauen, denn die Immobilienpreise sind zu hoch, die Zinsen gering, die Inflation, die kalte Progression und die Sozialabgaben tun ihr übriges.
Könnte man nicht die Zinsen für das Geschäftsmodell der Banken und gegen die Enteignung der Bürger erhöhen? Nein, denn eine Erhöhung der Zinsen würde die Unternehmen, welche auf das günstige Geld angewiesen sind und somit damit kalkulieren in die Insolvenz und somit auch zu Arbeitslosigkeit führen.
Welche Möglichkeiten bestehen?
- Entweder es kommt zu Bankenpleiten und das Vertrauen in das Geldsystem schwindet. Folglich auch zu Unternehmenspleiten aufgrund fehlender Liquidität. Crash.
- Oder es kommt bei Erhöhung der Zinsen zu Unternehmenspleiten und zu Arbeitslosigkeit, was wieder zu Kreditausfällen bei den Banken führt. Crash.
- Oder die Bevölkerung wird weiterhin durch die niedrigen Zinsen enteignet, die Vermögenspreise steigen und die Schere öffnet sich weiter bis zum Crash.
Fazit: Das weltweite Geldsystem steht vor dem Kollaps. Eine Pfadabhängigkeit hat nun mal die Eigenschaft, dass man im Pfad gefangen ist und ihn nur durch eine Talsohle verlassen kann. Es geht nicht immer nur bergauf. Alles begann durch die Aufhebung des Goldstandards 1971. Wir leben nicht im Kapitalismus mit einer fixen Geldmenge, sondern im Geldsozialismus, gesteuert von den Zentralbanken. Die Volatilität aus Versuch und Irrtum, welche langfristig die produktiven Unternehmen am Markt sich durchsetzen lässt, wurde aufgehoben.
Fazit zum Euro: Der Euro ist somit unser großer Weg in die Krise, weil die Zinsen gesenkt werden müssen, da eine Währungsabwertung zwischen den Euroländern nicht stattfinden kann. Andererseits ist der Euro unser größter Segen, weil er das Gottspielen der Zentralbanken und der dadurch entstehenden Inflation, Geldschöpfung und somit der schleichenden Enteignung offensichtlich macht.
Gerne empfehle ich an dieser Stelle Bücher und Vorträge von Roland Baader, Dr. Markus Krall und Marc Friedrich.
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In den ersten Beiträgen hatte ich zunächst eine Utopie für den maximalen Wohlstand hergeleitet und anschließend weitere Erläuterungen zur maximalen Produktivität gegeben. Weitere wichtige Artikel behandeln die Eigenschaften von Pfadabhängigkeiten, Eigenschaften von Technologiekurven und die Vision der Null-Grenzkosten Gesellschaft.
Mit besten Grüßen
Quellen: