Was ist der Preis für Geld?
Im letzten Beitrag haben wir erfahren, warum die Ängste vor einem Monopol und vor Monopolpreisen unbegründet sind. Wir haben herausgefunden, dass die einzige schlüssige Definition des Monopolbegriffs aus den historische Wurzeln von Privilegien stammt, die von Königen oder dem Staat gewährt wurden. Daher sind wir zu dem Entschluss gekommen, dass die moderne Angst vor einem Monopol höchstwahrscheinlich aus den negativen Auswirkungen dieser früheren Privilegien herrührt.
In diesem Beitrag werden wir uns noch einmal auf das Geld konzentrieren und es mit unserem Wissen über die Bestimmung der Marktpreise kombinieren. Wie wir erfahren haben, werden auf einem Markt die meisten Waren gegen ein gemeinsames Tauschmittel gehandelt. Dieses Tauschmittel haben wir Geld genannt. Daher werden Marktpreise als Geldpreise ausgedrückt.
Dies ermöglicht es den Marktteilnehmern ihre Position in Bezug auf ihre Ziele zu bestimmen, indem sie ihre eigenen Mittel mit allen anderen vergleichen können. Eine Wirtschaftlichkeitsrechnung wird möglich. Sobald wir die Bedeutung der Wirtschaftlichkeitsrechnung verstanden hatten, haben wir uns darauf konzentriert, wie die Warenpreise bestimmt werden.
Wir haben festgestellt, dass für homogene Waren tendenziell ein einheitlicher Marktpreis entsteht. Und das liegt daran, dass ein Unternehmer bei Preisunterschieden die Möglichkeit auf Profit hat. Da wir nun verstehen wie die Marktpreise der Waren, die gegen Geld getauscht werden, bestimmt werden, können wir unseren Fokus nun auf die andere Seite des Tauschhandels richten.
Wenn der Preis der auf dem Markt verkauften Waren in Geld ausgedrückt wird, wie hoch ist dann der Preis des Geldes selbst?
Die Besonderheit bei der Bestimmung des Geldpreises besteht gerade darin, dass er keine Ausdruckseinheit hat. Geld kann nicht in Geld ausgedrückt werden. Geld ist das marktfähigste Gut und kommt in jedem Markttausch vor, daher beziehen wir uns nicht auf den Preis, sondern auf die Kaufkraft. Also die Menge der am Markt verfügbaren Waren.
Die Kaufkraft des Geldes wird auf die gleiche Weise bestimmt wie jedes andere Gut, über das wir in unseren Marktuntersuchungen gesprochen haben. Ebenso wie die Waren wird das Geld durch das Angebot und die Nachfrage verkauft und gekauft und die Menschen nehmen den Wert des Geldes wie für die anderen Güter wahr. Daraus schätzen sie ab, wieviel sie in naher und ferner Zukunft für das Geld erwerben können.
Um zu verstehen, wie die Kaufkraft des Geldes bestimmt wird, müssen wir darüber nachdenken, wie eine einzelne Personen auf einem Markt mehr Nutzen durch das Geld bekommen kann.
Der Grenznutzen des Geldes
Im Beitrag über den Grenznutzen haben wir gelernt, dass handelnde Personen ihre Entscheidungen immer aufgrund einer zusätzlichen Einheit treffen. Das bedeutet, dass alle Handlungen eines Individuums abhängig von ihrer Werteskala sind und die wichtigsten Bedürfnisse zuerst befriedigt werden.
Und folgendermaßen funktioniert der Grenznutzen in einem Geldtausch:
Wenn jemand etwas kauft indem er Geld eintauscht, dann bekommt er eine zusätzliche Einheit, die sein nächst dringendes Bedürfnis befriedigt. Daher bekommt ein Individuum durch das Eintauschen seines Geldes den größtmöglichen Nutzen, der durch die eingetauschte Geldmenge möglich war.
Nehmen wir folgendes Beispiel an:
Nina tauscht ihre Arbeitskraft gegen 3 Unzen Gold. Dann ist der marginale Nutzen dieses Goldes für Nina das, was sie erwartet damit kaufen zu können. Wenn Nina für 3 Unzen Gold eine Pizza kaufen kann, dann ist der marginale Nutzen dieses Goldes die Befriedigung, die sie durch den Verzehr der Pizza erhält.
Der abnehmende Grenznutzen des Geldes
Jetzt, da wir erkennen, dass Geld nichts anderes als ein normales Gut ist dessen Nutzen durch den Grenznutzen bestimmt wird, können wir darüber nachdenken, wie sich das Geld in Bezug auf das Gesetz des abnehmenden Grenznutzens verhält. Das Gesetz des abnehmenden Grenznutzens ist ein grundlegendes Prinzip, welches uns erklärt, wie ein Mensch seine Werteskala anordnet. Wir hatten herausgefunden, dass eine zusätzliche Einheit eines homogenen Gutes ein weniger dringendes Bedürfnis befriedigt und daher in seinem Wert für eine Person abnehmen muss.
Ein beliebtes Gegenargument besagt, dass dieses Gesetz nicht auf Geld angewendet werden kann, da jede weitere Menge an Geld einem Menschen tatsächlich mehr Wert verleiht.
Dies würde bedeuten, dass wenn Leonie einen Computer für 10 Unzen Gold kaufen möchte, dass sie dann jede weitere Einheit an Gold, mehr wertschätzen würde. Dies ist aber nicht der Fall, denn wenn sie den Computer als dringendstes Bedürfnis ansieht und ihn für 10 Unzen Gold kauft, dann bringt ihr jede weitere Unze Gold nur etwas für ihr nächstes Bedürfnis, welches geringer sein muss als der Kauf des Computers, denn sonst hätte sie ja den Computer nicht gekauft.
Geld sparen
Wenn die Geldeinheiten ein bestimmtes Verhältnis zu den Waren haben, warum sparen die Menschen dann Geld auf eine unbestimmte Zeit?
Dieser Irrtum kommt daher, dass nicht zwischen Umlaufgeld und Geldbesitz unterschieden werden darf. Eine solche Unterscheidung ist falsch, denn Geld kann nicht mit den Methoden der Naturwissenschaften untersucht werden. Nur weil das Geld zum Tausch bestimmt ist, stellt sich kein perfekter Wechselkurs ein. Geld ist niemals im Fluss, sondern immer im Besitz eines einzelnen.
Ein Beispiel: Wenn Laura eine Goldmünze besitzt und diese gegen ein Ei von Paul eintauscht, und Paul diese Münze dann schnell gegen ein Kaugummi von Melanie eintauscht, dann können wir den Besitz dieser Münze in jedem Schritt nachverfolgen. Selbst wenn eine Münze zwischen verschiedenen Personen und extrem schnell weitergegeben wird, so gehört sie immer jemandem und macht einen Teil des Besitzes aus. Es gibt kein Umlaufgeld.
Wenn also Geld immer im Besitz eines Individuums ist, dann wissen wir, dass es auch immer im Dienst dieses Individuums sein muss. Einer der häufigsten Gründe für das Sparen und Halten eines Geldbestands ist, dass eine Wartezeit besteht und der Einzelne beabsichtigt in der Zukunft zu handeln.
Benjamin fliegt in den Urlaub
Wenn Benjamin in den Urlaub fährt, so nimmt er Geld mit, welches er nicht sofort am Flughafen benötigt. Aber selbst in Situationen in denen ein Geldbestand ohne zukünftige Handelsabsicht gehalten wird, erfüllt dieses Geld eine Funktion und ist niemals nutzlos.
Da Geld den Austausch erleichtert besteht der Zweck des Sparens darin eine Unsicherheit zu senken. Ein angesparter Geldbetrag ist somit eine Vorsorge für Notfälle und schlechte Zeiten. Wir sparen das Geld, weil wir daran glauben, dass die Kaufkraft des Geldes gleich bleibt oder sich sogar aufgrund von Produktivitätssteigerungen verbessert.
Benjamin kann auf einen Kauf in der Gegenwart verzichten, wenn er damit rechnet, dass die Kaufkraft des Geldes in Zukunft steigen wird. Wenn Benjamin sieht, dass die Kaufkraft des Geldes sinkt, dann hat er einen Anreiz, sein gespeichertes Geld gegen echte Waren und Dienstleistungen einzutauschen.
Und wie bestimmt Benjamin für sich den Preis des Geldes? Er muss die Preise der Waren auf dem Markt vergleichen.
Wir haben jetzt gesehen, dass Geld immer für den da ist, der es besitzt. Und wir verstehen, wie der Grenznutzen von Geldeinheiten durch den Tausch bestimmt wird. Es bleibt eine letzte Frage über die Entstehung der Kaufkraft des Geldes ungeklärt. Wenn die heutige Kaufkraft des Gelds maßgeblich von der gestrigen Kaufkraft des Gelds bestimmt wird. Wie entstand dann die Kaufkraft des Geldes?
Das Geldregressionstheorem
Woher kommt der Wert des Geldes? In einer einfachen Warenwirtschaft werden alle Waren von den Einzelpersonen vor Ort geschätzt und ihr Grenznutzen wird durch das bestimmt, was jede Person von einem Tausch erwartet. In einer Geldwirtschaft muss ein Käufer oder Verkäufer den Wert von Geld bestimmen, indem er überlegt was ihm das Geld heute und in Zukunft bringt. Die einzige Möglichkeit, die ein Individuum hierzu hat sind die Preise der Vergangenheit.
Käufer und Verkäufer berücksichtigen somit die Kaufkraft des Geldes von gestern und entscheiden damit ob sie Geld anhäufen oder ausgeben. Wir begründen somit die heutige Kaufkraft mit der gestrigen. Dies löst aber unser Problem nicht. Zwar hängt die Kaufkraft des Geldes von heute von den Preisen von gestern und die Kaufkraft von gestern von vorgestern ab, aber dies kann für uns keine logische Begründung sein.
Wenn wir aber in der Zeit zurück gehen, dann landen wir an dem Tag, an dem die Wirtschaft aus einer einfachen Warentauschgesellschaft zu einer Geldwirtschaft wurde. Wir wissen, dass in diesem Moment das Geldmittel ein Konsumgut war, das erstmals als Geld geschätzt wurde. Und an diesem Tag bekam auch das Geld seinen Wert.
Zwei Teilanforderungen von Geld
Die Kaufkraft des Geldes wird somit durch zwei Teilforderungen bestimmt. Erstens durch die Nachfrage für kommerzielle Zwecke und zweitens durch seine Nachfrage als Geld. In einer fortgeschrittenen Wirtschaft erhält Geld primär seinen Wert durch monetäre Zwecke. Nehmen wir als Beispiel Gold:
Gold war traditionell das Geld des freien Marktes. Wir können nun sagen, dass die Kaufkraft von Gold also das Verhältnis zu allen anderen Waren, einerseits von den industriellen Zwecken für Gold und andererseits von der Nachfrage als Geld bestimmt wird.
Da die Goldnachfrage zur Verwendung als Geld die Nachfrage nach industrieller Nutzung übersteigt, erkennen wir nun, dass heute die gestrige Kaufkraft von Gold die größere Rolle bei der Nachfrage nach Gold spielt. Denn wir haben ja auch gelernt, dass (perfektes) Geld einer Werterhaltung unterliegt.
Die Zeitkomponente von Geld
Umgekehrt können wir sagen, dass die Zeitkomponente immer schwächer wird, je weiter wir in der Zeit zurück gehen, bis die Kaufkraft von Gold keine Zeitkomponente hatte. Am letzten Handelstag der Warenwirtschaft hatten alle Güterpreise keine Zeitkomponente und Gold wurde für den direkten Tausch eingesetzt. Am ersten Tag der Geldwirtschaft basierte die Kaufkraft von Gold auf den Goldpreisen des letzten Tags der Warenwirtschaft und von da an enthielt die Kaufkraft von Gold immer eine Zeitkomponente.
Diese Zeitkomponente ist das Unterscheidungsmerkmal zwischen einer Geldwirtschaft und der des primitiven Tauschhandels. Diese Zeitkomponente ist eine äußerst wichtige Funktion des Geldes. Es ist wichtig zu erkennen, dass das Geldregressionstheorem eine rein logische Ableitung des freiwilligen zwischenmenschlichen Austauschs ist.
Es ist eine einzigartige Schlussfolgerung, die bisher nur durch die Praxeologie erklärt wurde und noch nicht in die Mainstream-Diskussion über Geld eingegangen ist. Aber wie wir sehen können, löst das Geldregressionstheorem ein äußerst wichtiges Rätsel, wie und warum Geld funktioniert. Es hilft uns zu verstehen, warum Geld ohne Nachfrage für industrielle Zwecke und somit ohne direkten Nutzen als Austauschmedium nachgefragt wird.
Geld entsteht auf einem freien Markt
Das Geldregressionstheorem macht auch explizit klar, dass Geld nicht aus dem Nichts durch eine Regierung oder durch einen Sozialpakt entsteht, sondern dass es auf einem freien Markt entsteht. Wir wissen nun, dass Geld eine vorherige Nachfrage im direkten Austausch gehabt haben muss, und dass es die Praxeologen sind, die die Bedeutung des Geldes für eine Wirtschaft vollständig verstehen. Durch das Geldregressionstheorem verstehen wir, dass Geld keine Illusion ist und dass es gefährlich ist dieses Rückgrat jeder Marktwirtschaft zu manipulieren.
Wir sehen uns im nächsten Beitrag „Praxeologie: Der Zins #25„.
Hier geht’s nochmal zum letzten Beitrag „Praxeologie: Monopole #23„.
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Beste Grüße
Quellen:
Ludwig von Mises – Nationalökonomie, Theorie des Handelns und Wirtschaftens (Buch)
Ludwig von Mises – Human Action (Buch)
Murray Rothbard – Man, Economy and State (Buch)
Youtube-Kanal Praxgirl
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