In der Einführung habe ich die Praxeologie als Wissenschaft über die Logik des menschlichen Handelns vorgestellt. In diesem Beitrag möchte ich den Ansatz definieren, den die Praxeologie beim Studieren des menschlichen Handelns und beim Ableiten universeller Gesetze verfolgt.
Die Methode der Praxeologie
Im Gegensatz zu anderen Wissenschaften, wie etwa der Chemie oder der Physik, wendet die Praxeologie zum Erwerb von Wissen eine andere Methode als die Beobachtung an. Die Praxeologie gelangt durch logische Schlussfolgerungen zu neuen Erkenntnissen. Die Gesetze des menschlichen Handelns, zu denen die Praxeologie gelangt, sind zwangsläufig wahr und universell, weil sie logisch durch einfache und unbestreitbare Tatsachen abgeleitet werden.
Doch was macht eine Tatsache unbestreitbar?
Eine Tatsache ist unbestreitbar, wenn jeder Versuch, sie zu leugnen, die Wahrheit beweist. Wenn wir eine dieser unbestreitbaren Tatsachen finden, können wir weitere implizite bzw. inbegriffene Wahrheiten ableiten, die zu jeder Zeit und für alle Individuen gelten, unabhängig von Geschlecht, Herkunft, Glaubensbekenntnis oder Hautfarbe.
Solange die Argumente logisch sind und ihre Annahmen auf der anfänglichen unbestreitbaren Wahrheit beruhen, ist die Wahrheit in jedem Schritt der logischen Kette unbestreitbar. Der Ausgangspunkt der Praxeologie ist eine unbestreitbare Wahrheit und zugleich sehr einfach zu merken.
„Der Mensch handelt.“
Aus dieser unbestreitbaren Tatsache leitet sich die gesamte Praxeologie als Wissenschaft ab. Diese Tatsache oder dieses Axiom ist nicht zu leugnen, da man, wie bereits erwähnt, absichtlich handeln würde, wenn man versucht das Handeln eines Menschen zu leugnen. Es ist demnach einfach zu verstehen, dass die logische Schlussfolgerung die einzig nötige und geeignete Methode ist, um zu diesem Ergebnis zu kommen.
Bevor ich fortfahre, frägst du dich vielleicht:
Wäre es auch sinnvoll, menschliches Handeln durch Beobachtungen zu untersuchen?
Um dies zu beantworten, müssen wir uns nur den Unterschied zwischen den Objekten, die die Naturwissenschaften,wie die Chemie oder die Physik studieren, und den einzigartigen Merkmalen der Menschen, die wir zuvor in unserem Axiom angegeben haben, berücksichtigen. Die Naturwissenschaften können die Bewegungen von Steinen, Atomen oder Planeten durch Ursache und Wirkung bestimmen. Aber die Menschen unterscheiden sich grundsätzlich in einer Hinsicht.
Menschen handeln. Sie haben Ziele und Zwecke und sie versuchen diese Ziele zu erreichen. Steine, Atome oder Planeten haben keine Ziele oder Vorlieben, und daher sind sie entweder in Bewegung oder werden bewegt. Sie können nicht aus verschiedenen Möglichkeiten auswählen oder ihre Meinung ändern. Männer und Frauen können und tun dies.
Die Wissenschaften, wie Chemie und Physik, sind in der Lage Objekte zu untersuchen und sie bis ins kleinste Detail zu bestimmen. Sie können unsere beobachtbare Welt in Daten verwandeln, um sie zu quantifizieren. Menschen hingegen können nicht quantifiziert werden. Menschen lernen jeden Tag hinzu. Sie nehmen neue Werte und Ziele an und ändern ihre Meinung. Im Gegensatz zu Objekten, die keinen Verstand haben, können wir die Menschen nicht exakt vorhersagen.
Die Einzigartigkeit eines jeden Menschen
Das Handels-Axiom, zeigt, dass die Einzigartigkeit aller Individuen der logisch notwendige Ausgangspunkt für die Untersuchung des menschlichen Verhaltens ist. Es gab schon Wissenschaftler, die versucht haben diesen Gedanken zu widerlegen, indem sie behauptet haben, dass die Methode der Naturwissenschaften der einzig wahre Weg ist Wissen über den Menschen und die Realität zu erlangen. aber wir können nun leicht erkennen, wie albern und zwecklos ihre Argumente sind. Um das Gesagte noch einmal zu bestätigen, stellen wir uns einen Bahnhof mit vielen umherlaufenden Menschen vor.
Nun möchte ich die zwei Methoden der Analyse des menschlichen Verhaltens testen.
Ein Beispiel: Der Bahnhof
Mit den Methoden der Naturwissenschaften würden die Fakten beobachtet werden: Menschen laufen ziellos hin und her. Wer aber das menschliche Handeln richtig untersucht, würde erkennen, dass die Menschen Ziele haben. Sie versuchen etwa von der Arbeit nach Hause zu kommen. Es ist demnach offensichtlich welcher der beiden der bessere Wissenschaftler für das menschliche Handeln ist.
Der Versuch Menschen in vorhersagbare Daten und Statistiken einzuteilen, die etwa in den Wissenschaften wie Biologie, Astronomie oder Geologie funktionieren, ist nicht nur völlig unangemessen, sondern steht auch im Widerspruch zum Handels-Axiom.
Praxeologie ist eine Gedankentheorie
Die Praxeologie ist demnach auf den Bereich des Denkens beschränkt. Genauer gesagt: Als Mensch besitzen wir bereits unseren notwendigen Verstand, um das zielgerichtete Handeln zu verstehen. Des Weiteren wird deutlich, dass die Praxeologie von der Einzigartigkeit aller Menschen ausgeht, und dass genau deshalb auch die Erklärungen und Vorhersagen im Umfang eingeschränkt sind. Logischerweise ist demnach die Suche nach vollständiger Vorhersagbarkeit im Bereich des menschlichen Handelns die Suche nach dem Unmöglichen und daher zutiefst unwissenschaftlich.
Wir sehen uns im nächsten Beitrag „Praxeologie: Zielgerichtetes Handeln #3„.
Hier geht’s nochmal zum letzten Beitrag „Praxeologie: Einleitung #1„.
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Beste Grüße
Quellen:
Ludwig von Mises – Nationalökonomie, Theorie des Handelns und Wirtschaftens (Buch)
Ludwig von Mises – Human Action (Buch)
Murray Rothbard – Man, Economy and State (Buch)
Youtube-Kanal Praxgirl
Praxeologie auf Wikipedia