Praxeologie: Die Werteskala #7

Praxeologie Werteskala

Im letzten Beitrag habe ich die Verwendung der Begriffe Ziel und Mittel definiert. Ich habe gezeigt, dass ein Ding nur dann zu einem Mittel wird, wenn ein zielgerichteter handelnder Mensch es einsetzt, um sein Ziel zu erreichen.  Und ich habe gezeigt, dass das Ziel der gewünschte Zustand ist, in dem ein Mensch den Mangel beseitigt hat.

In diesem Beitrag möchte ich ein weiteres wichtiges Konzept, welches im Handeln enthalten ist, vorstellen. Dieses Konzept handelt von der Werteskala eines handelnden Menschen.

Ich habe in meiner bisherigen Argumentation viel Wert darauf gelegt, dass das Handeln die Auswahl zwischen verschiedenen Alternativen umfasst und dass das Handeln selbst die Präferenz des Menschen zwischen diesen Alternativen zeigt. Die Tatsache, dass eine Handlung eine Wahl ist, bedeutet gleichzeitig, dass eine Bewertung beim Handeln erfolgt und dass wir eine Skala in Bezug auf die Werte eines handelnden Menschen erstellen können.

Ein Beispiel: Lieblingsband oder Sportevent?

Ein Beispiel: Angenommen, Samuel wacht eines Morgens auf und hat die Wahl, entweder ins Stadion zu gehen oder seine Lieblingsband im Konzerttheater zu sehen. Beide Veranstaltungen finden zur gleichen Zeit an verschiedenen Orten statt. Logischerweise kann Samuel nicht gleichzeitig an zwei Orten sein und an beiden Events teilnehmen. Die Art und Weise, wie die Praxeologie logisch bestimmt, was Samuel tatsächlich wichtiger ist, hängt von Samuels Handlung ab.

Wenn Samuel ins Stadion geht, müssen wir sagen, dass Samuel lieber ins Stadion, als zum Konzert geht. Wenn er zum Konzert geht, dann müssen wir sagen, dass es ihm wichtiger ist ins Konzert, anstatt in das Stadion zu gehen.

Die Werteskala

Jede Handlung steht in perfekter Übereinstimmung mit der Werteskala eines Menschen, denn die Skala selbst ist nur eine Methode, um die Handlung eines Menschen logisch zu interpretieren.

Der Mensch befriedigt seine dringendsten Bedürfnisse zuerst und lässt seine weniger dringenden Bedürfnisse unbefriedigt. Es gibt keine Möglichkeit, die Werteskala eines Menschen tatsächlich zu bestimmen, ohne sein Handeln zu betrachten.

Kehren wir zu unserem Beispiel mit Samuel zurück und nehmen wir an, dass seine Lieblingsband zufällig U2 ist und diese zur Halbzeit im Stadion spielt. Samuel kann jetzt an beiden Events teilnehmen. Schätzt er nun U2 oder das Spiel im Stadion mehr? Können wir sagen, dass Samuel sowohl das Sportevent als auch U2 gleich wertschätzt? Das Problem ist, dass wir das U2-Konzert nicht mehr vom Stadionbesuch trennen können. Wenn Samuel ins Stadion geht, entscheidet er sich nicht zwischen dem Konzert und dem Stadion, da es keine Wahl gibt.

Nur das Handeln zählt!

Dies zeigt uns, dass wir auf keinem logischen Weg bestimmen können, was Samuel priorisiert. Eine Handlung ist die einzige Möglichkeit, die es uns ermöglicht festzustellen, was eine Person für wichtiger hält und was sie mehr schätzt. Ein Wert ist nicht vorgegeben und nicht bereits in den Dingen enthalten. Der Wert einer Sache ist in jedem Menschen und zeigt sich darin, wie er auf die Bedingungen seiner Umwelt reagiert. Ein Mensch kann noch so oft sagen, dass ihm eine Sache wichtiger ist als eine andere. In unserem Universum kann man sich nur auf eine Sache verlassen: Nur das Handeln zählt.

Wir sehen uns im nächsten Beitrag „Praxeologie: Die Zeit #8„.
Hier geht’s nochmal zum letzten Beitrag „Praxeologie: Ziele und Mittel #6„.

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Beste Grüße

Leo Mattes

Quellen:

Ludwig von Mises – Nationalökonomie, Theorie des Handelns und Wirtschaftens (Buch)

Ludwig von Mises – Human Action (Buch)

Murray Rothbard – Man, Economy and State (Buch)

Youtube-Kanal Praxgirl

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