Welche Auswirkungen haben Innovationen?
Im letzten Beitrag haben wir gelernt was der Zins ist und wie er entsteht.
In diesem Beitrag werden wir uns den Auswirkungen von Innovationen anhand der Gesetze der Praxeologie näher anschauen.
Eine Innovation ist die Durchsetzung einer neuen Kombination von Produktionsfaktoren. Die Schlüsselrolle in der wirtschaftlichen Dynamik spielen die Unternehmer, die nach neuen Kombinationen suchen und diese – auch gegen Widerstände – umsetzen.
Joseph Schumpeter unterscheidet dabei fünf Fälle neuer Kombinationen:
- Produktion eines neuen Gutes oder einer neuen Qualität eines Gutes,
- Einführung einer neuen Produktionsmethode,
- Erschließung eines neuen Absatzmarktes,
- Eroberung neuer Bezugsquellen von Rohstoffen oder Halbfabrikaten,
- Neuorganisation der Marktposition, z. B. Schaffung oder Durchbrechung eines Monopols.
Eine Innovation setzt sich durch, wenn die Kunden ihre Vorteile erkennen oder wenn der Unternehmer meint seine Gewinne damit steigern zu können. Somit befriedigt eine Innovation die Bedürfnisse der Marktteilnehmer besser als die vorherigen Möglichkeiten.
Der innovative Unternehmer
Der innovative Unternehmer erzielt zunächst einen Monopolgewinn, der Nachahmer auf den Plan ruft, sodass die Gewinnspanne mit der Zeit dem Wettbewerb zum Opfer fällt. Die Entwicklung neuer Ansätze bedeutet ein Ausbrechen aus gewohnten Bahnen und sind spontane und diskontinuierliche Änderungen, die sich nicht aus quantitativen Änderungen ergeben.
Diese Innovationen gewinnen Gestalt in neuen Produkten, neuen Produktionsmethoden oder Geschäftsmodellen, der Erschließung neuer Absatzmärkte oder Rohstoffquellen sowie neuen Organisationsformen. Wie wir gelernt haben, sind die Menschen in einem freien Markt spezialisiert und es herrscht eine Arbeitsteilung, weil dadurch die Produktivität erhöht wird. Eine Innovation verlangt neue Kompetenzen und Fähigkeiten, was dem innovativen Unternehmer zu Gute kommt, denn dadurch kann sich der Wettbewerb nicht direkt anpassen.
Die Unternehmen, die von einer Innovation überrascht werden, benötigen demnach eine gewisse Zeit und ihr Gewinn wird aufgrund zusätzlicher Investitionen und Anpassungsbemühungen geschmälert. Joseph Schumpeter erklärt dadurch den Wirtschaftszyklus aus der Störung des Gleichgewichts durch das scharenweise Auftreten innovativer Unternehmer.
Die Anpassung an die neuen Gegebenheiten führt zur Aufzehrung des Unternehmergewinns und es kommt zum Abschwung, das heißt zur Anpassung der Volkswirtschaft an das Neue inklusive Preisverfall und schließlich zu einem neuen Gleichgewicht.
Das Kapital bzw. die Kapitalgüter müssen womöglich abgeschrieben werden, weil sie für die Innovation nicht mehr benötigt werden. In der Kapitaltheorie gilt dabei folgendes: Je weiter das Kapitalgut auf das Endprodukt spezialisiert ist, desto schwieriger wird es das Endprodukt zu wechseln.
Fertigungsstufen
Wir hatten bereits die verschiedenen Fertigungsstufen in einem Produktionsprozess behandelt. Das gesagte möchte ich an dieser Stelle mit einem Beispiel verdeutlichen: Das Aluminium wird zunächst aus dem Erz gewonnen und anschließend weiter verarbeitet. Wenn das Aluminium bereits in eine Fahrzeugkarosserie umgewandelt wurde und sich dann herausstellt, dass das Fahrzeug nicht nachgefragt wird, so ist es schwer das Aluminium schnell an anderer Stelle einzusetzen, wie etwa für eine Thermosflasche.
Direkt nach der Gewinnung des Aluminiums wäre dies noch wesentlich einfacher gegangen, denn das Aluminium hatte bis dahin weniger Fertigungsstufen durchlaufen. Das gleiche tritt bei den Berufen der Menschen ein. Wenn aufgrund einer Innovation eine Spezialisierung eines Menschen nicht mehr benötigt wird, so muss dieser erst wieder ein neues Themengebiet erlernen, bevor er als Spezialist gilt.
Die Anpassung eines Schülers an eintretende Innovationen ist wesentlich einfacher, da dieser noch nicht so viel weiß und noch nicht so viel Zeit in ein spezielles Fachgebiet investiert hat.
Ein Teil des Kapital muss somit abgeschrieben, weil es nicht mehr benötigt wird bzw. weil es nicht mehr die erwartete Funktion erfüllt. Dies ist insbesondere dann problematisch, wenn das Kapitalgut nicht substituiert werden kann. Beim Wandel des Antriebs eines Autos findet z.B. der Verbrennungsmotor keine Verwendung mehr und somit werden auch die Maschinen zur Herstellung eines Verbrennungsmotors nutzlos. Die Straßen können jedoch substituiert werden, was bedeutet, dass sie auch für die Innovation des Elektroautos benutzt werden können.
Kurzfristig: Pfadabhängigkeiten – langfristig: Vergößerung des Wohlstands
Aufgrund von Innovationen, die den Wohlstand langfristig erhöhen, treten somit kurzfristig Pfadabhängigkeiten auf, welche dazu führen, dass bestimmte Kapitalgüter keine Verwendung mehr finden und ihre Herstellung als Verschwendung abgeschrieben werden muss. Aufgrund der Anpassungsprozesse der Unternehmen und der Arbeiter kommt es nun zu Kreditausfällen, weil die erwarteten Gewinne und Einnahmen wegfallen. Diese Kreditausfälle können weitere Kreditausfälle nach sich ziehen und enden, wenn ein neues Marktgleichgewicht erreicht wird.
Innovationen erhöhen somit die Produktivität und tragen langfristig zum Fortschritt bei, doch kurzfristig können sie zu großen Umbrüchen führen. Besonders die großen Basisinnovationen, welche ganze Branchen und Wirtschaftszweige ersetzen, können eine große Wirtschaftskrise und einen Strukturwandel auslösen.
Wir sehen uns im nächsten Beitrag „Praxeologie: Marktinterventionen & die Interventionsspirale #27„.
Hier geht’s nochmal zum letzten Beitrag „Praxeologie: Der Zins #25„.
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Beste Grüße
Quellen:
Ludwig von Mises – Nationalökonomie, Theorie des Handelns und Wirtschaftens (Buch)
Ludwig von Mises – Human Action (Buch)
Murray Rothbard – Man, Economy and State (Buch)
Youtube-Kanal Praxgirl
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