Im letzten Beitrag haben wir festgestellt, dass wirtschaftlicher Fortschritt nur im Kapitalismus möglich ist. Wir haben gesehen, dass Fortschritte von den kühnsten Personen in einer Gesellschaft initiiert werden – den Unternehmern. Des Weiteren geht der Großteil der Vorteile des angesammelten Kapitals tatsächlich an die Lohnempfänger und die ärmsten Menschen in der Wirtschaft.
Wir können nun den Marktprozesses auf logisch konsistente Weise erklären. Dieser Marktprozess ist das Ergebnis der Verflechtung von Aktionen und Reaktionen, von Bewegungen und Gegenbewegungen. Der Markt ist ganz und daher unteilbar. Wir haben damit die Markteffizienzhypothese widerlegt, denn wäre der Markt zu jedem Zeitpunkt effizient, so gäbe es gar keinen Fortschritt und keinen Tausch.
Trotzdem ist der Markt der beste Prozess, den wir kennen, um unsere Ressourcen bestmöglich zu verteilen. Da wir jedoch nicht in der Lage sind, den gesamten Marktprozess auf einen Schlag wahrzunehmen, müssen wir jeden Teil aufteilen und separat untersuchen.
In diesem Beitrag konzentrieren wir uns auf die Bestimmung der Preise innerhalb des Marktes. Wir wollen nun verstehen, wie Einzelpersonen Angebote bewerten und letztendlich einen Preis für Waren und Dienstleistungen festlegen. Der Markt ist nichts anderes als das Ergebnis der bewussten Ziele von Menschen und deren Werten.
Was wir bisher wissen:
Es ist wichtig zu verstehen, dass der Marktprozess im menschlichen Handelns verwurzelt ist und wir diesen logisch hergeleitet haben. Die meisten Kritiker der freien Märkte verwenden emotionale Appelle aufgrund von Missverständnissen oder Unwissenheit. Wir dürfen nie aus den Augen verlieren, dass Märkte das Ergebnis von dir und mir sind und dass jeder sich für sein Handeln entscheidet.
In dem Beitrag über die Wirtschaftkeitsrechnung haben wir besprochen, dass ein Preis in dem Moment entsteht in dem zwei Personen Waren miteinander tauschen und ein Tauschverhältnis bilden. Der Preis eines Guts drückt sich darin aus wie viel des anderen Guts dafür gehandelt wird.
Der Preis ist daher einfach das Ergebnis zweier Tauschpartner, die ihre Präferenz für das ausdrücken, was sie im Moment eines Austauschs aufgeben. In einer einfachen Tausch-Situation gibt es nichts darüber hinaus, was die Katallaktik (Die Betrachtugn von Marktprozessen) über die Preisbildung aussagen kann.
Wie wir jedoch erfahren haben, ist der Markt das Ergebnis der Arbeitsteilung und daher spielen weitere Faktoren für die Entstehung von Marktpreisen eine Rolle. Bei einem indirekten Austausch wird der Handel über ein Geldmittel abgewickelt. Dies bedeutet, dass handelnde Personen verschiedene Waren und Preise berücksichtigen müssen und dass sie auch wirtschaftliche Berechnungen durchführen können. Dieser Produktvergleich führt auf dem Markt zu sehr geringen Margen.
Unternehmen für Wasserflaschen
Angenommen in einer Gegend wird ein Unternehmen eröffnet, welches Wasserflaschen abfüllt und verkauft. Das Geschäft läuft gut und der Unternehmer kann aufgrund des vielfachen Austauschs zwischen ihm und seinen Kunden einen Preis festlegen. Der Preis ist so hoch, dass ihm das Angebot nicht lange im Laden steht und so gering, dass er jede noch so hohe Nachfrage bedienen kann. Es gibt im Herstellungsprozess somit einen Punkt, an dem eine zusätzliche Flasche Wasser auf dem Markt den gleichen Preis hat, wie auch Produktionskosten entstehen.
Dieser Prozess in Verbindung mit der Konkurrenz schafft den Marktpreis für die Wasserflasche. Der Marktpreis einer Ware wird daher durch das Angebot an Wasserflaschen und die Nachfrage nach Wasserflaschen beeinflusst. Geld macht den Verbrauchern klar, wohin sie gehen müssen, um den bestmöglichen Preis eines homogenen Gutes für die Erreichung ihrer gewünschten Ziele zu erzielen.
Der optimale Marktpreis
Der bestmögliche Marktpreis wäre somit minimal über den Herstellungskosten. Wäre er niedriger, so würde der Unternehmer aufgeben, da das eingegangene Risiko sich nicht rechnen würde. Wäre er höher, so gäbe es auf dem Markt Anreize für einen Wettbewerber. Unternehmer konkurrieren um die bestmögliche Befriedigung der Kundenbedürfnisse, was wiederum zu einem Gewinn oder Verlust für sie führt.
Gewinn ist das Ergebnis des Unternehmers, der es schafft, die Preise so niedrig zu setzen, dass er die Nachfrage befriedigen und gleichzeitig seine Kosten für die Investitionsgüter niedrig halten kann. Verlust bedeutet, dass die Preise entweder durch zu hohe Produktionskosten oder durch zu geringe Nachfrage zu hoch sind. Wenn die Gewinne hoch sind, so ergibt sich für andere Wettbewerber die Möglichkeit, den Anteil dieser Gewinne durch eine Erhöhung des Angebots zu verringern. Bei Verlusten werden die Unternehmer, die die Ware zu teuer herstellen aus der Produktion gedrängt.
So können wir die Bedeutung des Unternehmers erkennen. Diese leidenschaftlichen Akteure setzen die Kräfte in Bewegung, die letztendlich die Gewinne insgesamt eliminieren und einen theoretischen Endpreis bewirken könnten.
Prinzip nach Occam’s Razor
Möglicherweise hast du dies zuvor in Form von zwei Kurven gesehen. Die eine für das Angebot und die andere für die Nachfrage, welche sich an dem Ort des endgültigen Preises schneiden, der zustande kommen würde, wenn sich keine der angenommenen Parameter verändern. Aber diese Graphen und mathematischen Modelle sagen uns nichts weiter, als das was wir durch die Logik des menschlichen Handelns bereits wissen. Wir sollten dabei bedenken, dass eine Beschreibung der Realität durch die Praxeologie als auch mit mathematischen Gleichungen gegen das wissenschaftliche Prinzip von Occam’s Razor verstößt, welches auch als Sparsamkeitsprinzip bekannt ist.
- Von mehreren hinreichenden möglichen Erklärungen für ein und denselben Sachverhalt ist die einfachsten Theorie allen anderen vorzuziehen.
- Eine Theorie ist einfach, wenn sie möglichst wenige Variablen und Hypothesen enthält und wenn diese in klaren logischen Beziehungen zueinander stehen, aus denen der zu erklärende Sachverhalt logisch folgt.
Keine mathematischen Symbole
In der Praxeologie kennen wir bereits die Logik der menschlichen Handlungen. Daher ist die Verwendung von mathematischen Symbolen für uns nutzlos. Sie würde uns keine neuen Erkenntnisse bringen und wäre lediglich für eine Veranschaulichung zu gebrauchen.
Um die Preisbildung von Investitionsgütern zu verstehen, können wir dieselben Werkzeuge verwenden mit denen wir die Preisbildung von Konsumgütern verstehen. Im Falle von Konsumgütern erwarten handelnde Personen einen Austausch und verbesserte Bedingungen, da sie die Waren, die sie am Ende des Austauschs erhalten, mehr schätzen als das, was sie bereit sind dafür aufzugeben.
Preise entstehen, weil es Unterschiede in den Bewertungen gibt. Es kann nicht genug betont werden, dass ein Tausch nicht stattfinden würde, wenn beide Menschen die Waren gleich wertschätzen würden. Ebenso verhalten sich die Eigentümer der Produktionsfaktoren. Sie überlegen, was die Menschen wohl in Zukunft bereit sind, für das Endprodukt zu bezahlen. Ihr Ziel ist es, aus der Differenz zwischen dem Gesamtpreis der Produktionsfaktoren und dem zu erwarteten Preis des fertigen Produkts, Nutzen zu ziehen.
Der Markt verändert sich ständig
Durch eine solche Kalkulation wird abgeschätzt wie sich die Preise auf dem Markt entwickeln werden. Wie wir wissen ist eine Schätzung immer mit Unsicherheit verbunden, was daran liegt, dass Unternehmer ständig daran arbeiten die Preise in Richtung eines endgültigen Preises zu treiben. Sowohl die Nachfrage als auch das Angebot aller Gütern sind ständig im Wandel.
Daher besteht der Unterschied zwischen der Preisbestimmung für Produktionsgüter und der Konsumgüter darin, dass der Preis eines Konsumguts das Ergebnis der Konsumentenbewertungen für den unmittelbaren Nutzen ist. Der Preis der Produktionsgüter ergibt sich aus der Beurteilung des erwarteten Nutzens durch die Unternehmer.
Dies bedeutet, dass letztendlich alle Preise das Ergebnis von Kundenbewertungen sind. Dabei sollte beachtet werden, dass der Wert eines Gutes nicht nur die Summe der Werte seiner Bestandteilen ist.
Ein Obstkorb
So ist der Wert eines Obstkorbs nicht nur die Summe der Werte für die einzelnen Früchte. Während wir die Preise für jede Frucht aufsummieren können, können wir ihre Werte nicht aufsummieren. Denn ein Werturteil ist immer eine Entscheidung eines handelnden Menschen, wenn er eine Möglichkeit einer anderen vorzieht.
Wie wichtig sind vergangene Preise?
In einem früheren Beitrag haben wir über die Grundlagen des Handelns gelernt, dass es im Bereich des menschlichen Handelns keine Konstanten gibt, denn eine Handlung ist ein subjektiver Prozess und daher nicht messbar.
Wir wissen demnach, dass Preise nur Fakten der Vergangenheit sind. Und dass vergangene Preise nicht zur exakten Vorhersage zukünftiger Preise verwendet werden können. Andere Denkschulen glauben fälschlicherweise, dass die Beziehung zwischen bestimmten Ereignissen etablierte empirische Gesetze sind, die dabei helfen die Zukunft vorherzusagen. Doch sie sind nur Beobachtungen bestimmter Individuen zu einem gegebenen Zeitpunkt.
Der Markt ist kein Laborexperiment
Wie etwa die Bestimmung eines Warenkorbs:“Was wir hier haben, sind die Preise für den Kauf der gleichen Dinge zu verschiedenen Zeiten. Dieser Warenkorb besteht aus Benzin, Burgern, Gurken und Kinokarten. Der Index hat zum ersten Zeitpunkt den Wert 100. Nun schauen wir den Wert des Index für die anderen Zeitpunkte an. Anschließend überlegen wir uns, ob wir daraus ein neues Gesetz und einen Zusammenhang ableiten können. Lasst uns erst einmal raten.“
Eine Hypothesen aus den Daten der Vergangenheit muss mit weiteren Daten, die beobachtet werden, überprüft werden. Wenn eine Hypothese mit den Beobachtungen nicht übereinstimmt, dann ist sie falsch. Wenn nun die Hypothese getroffen wird, dass eine Erhöhung des Warenangebots A zu einer Preissenkung führt, wenn alle anderen Parameter gleich bleiben, so muss diese Aussage in Europa, Amerika, Afrika, Asien und Australien getestet werden und natürlich ist dafür eine große Geldmenge für die Forschung erforderlich.
Eine solche Hypothese ist jedoch nicht empirisch belegbar, sondern eine logische und wahre Aussage. Genau wie die Aussagen ein Ball kann nicht gleichzeitig rot und nicht-rot sein, oder eine Person kann nicht gleichzeitig tot und lebendig sein, oder ein Mann kann nicht gleichzeitig Junggeselle und verheiratet sein.
Es wäre lächerlich diese Art von Aussagen zu testen, um ihre Wahrheit zu bestätigen, denn das Gegenteil zu behaupten würde bedeuten in einen logischen Widerspruch zu geraten. Niemand war jemals in der Lage oder wird jemals in der Lage sein die Veränderung eines Preises zu beobachten, während alle anderen Dinge gleich bleiben. Es gibt auf dem Markt kein solches Laborexperiment.
Statistiken, bei denen Daten erhoben und mathematische Modelle erstellt werden, sind für die Praxeologie und das Verständnis zukünftiger Märkte ohne Nutzen. Alle Preise sind letztendlich nur das Ergebnis vergangener persönlicher Bewertungen von handelnder Personen.
Zusammenfassung
Zusammenfassend können wir sehen, dass die Preise das Ergebnis unzähliger Interaktionen zwischen verschiedenen Menschen sind. Aber letztendlich ist der Marktpreis das Ergebnis von Menschen, die ein Gut dem anderen vorziehen.
Wir haben auch gelernt, dass wir mathematische Symbole für die praxeologischen Konzepte verwenden können. Es wäre für uns jedoch unwissenschaftlich diese Konzepte in einer mathematischen/indirekten Sprache auszudrücken, weil sie dieselben Ideen wie unsere logische Sprache ausdrücken und keine neuen Einblicke bieten.
Wir haben auch gelernt, dass vergangene Preise nichts über zukünftigen Preise aussagen, auch wenn die Unternehmer die vergangene Preise für ihre Kalkulation einsetzen. Die Praxeologie kann keine Gesetze über die zukünftigen Entscheidungen der Menschen ableiten.
Zum Schluss haben wir erkannt, dass praxeologische Theorien nicht durch Experimente falsifiziert werden können, weil es uns nicht möglich ist, alle anderen Parameter gleich zu halten, wie es die moderne Ökonomie üblicherweise versucht. Die Erkenntnisse der Praxeologie basieren nur auf logischen Schlussfolgerungen.
Wir sehen uns im nächsten Beitrag „Praxeologie: Monopole #23„.
Hier geht’s nochmal zum letzten Beitrag „Praxeologie: Wirtschaftswachstum #21„.
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Beste Grüße
Quellen:
Ludwig von Mises – Nationalökonomie, Theorie des Handelns und Wirtschaftens (Buch)
Ludwig von Mises – Human Action (Buch)
Murray Rothbard – Man, Economy and State (Buch)
Youtube-Kanal Praxgirl
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