Stimmt es wirklich, dass eine Gesellschaft, die frei von staatlichen Eingriffen ist, Gefahr läuft Monopole zu bilden?
Im letzten Beitrag haben wir gelernt wie Marktpreise für Konsumgüter und Investitionsgüter durch den Austausch von Personen in einer Volkswirtschaft bestimmt werden. Wir haben gelernt, dass sich die Marktpreise immer in Richtung eines Endpreises bewegen bei dem Angebot und Nachfrage aufeinandertreffen. Dieser Endpreis wird jedoch nie tatsächlich erreicht.
Und wir haben erfahren, wie diese Veränderungen einen Unternehmer durch den Wettbewerb dazu veranlasst Innovationen voranzutreiben, um die Gewinne zu steigern. Schließlich haben wir erfahren, dass es sich bei den vergangenen Preisen um historische Daten handelt, die keine nützlichen Informationen für die Entwicklung von praxeologischen Gesetzen zur Vorhersage zukünftiger Preise liefern.
Zudem haben wir gezeigt wie mathematische Funktionen die Theorien der Praxeologie in mathematische Gleichungen umwandeln können. Doch haben wir auch gezeigt, dass dies unwissenschaftlich ist.
In diesem Beitrag werden wir das Konzept der Monopole und der Monopolpreise ansprechen. Das Konzept der Monopole ist einer der beliebtesten Argumente gegen einen freien Markt. Und oft wird anschließend für einen staatlichen Eingriff bzw. für eine Intervention geworben. Wie wir jedoch sehen werden, ist die Definition von Monopolen, abgesehen von ihren ursprünglichen historischen Wurzeln, tatsächlich eine sehr schwache und unlogische.
Warum ist Wettbewerb wichtig?
Damit wir jede Definition von Monopolen betrachten können, untersuchen wir zunächst noch einmal warum der Wettbewerb wichtig ist. Wie wir in den Beiträgen über den Markt gesehen haben, entsteht Wettbewerb, weil immer wieder Unterschiede zwischen dem Preis, den Verbraucher für ein Produkt bereit sind zu zahlen und dem Preis, der für die Herstellung dieses Punkts erforderlich ist, entstehen.
Aus all diesen Aktivitäten folgt eine allgemeine Verbesserung der Waren und ein Preisverfall. Ein Preisverfall bei den Gütern, die die Verbraucher sich wünschen, bedeutet auch eine Steigerung der Produktivität, und somit profitiert die ganze Gesellschaft vom Wettbewerb. Wettbewerb ist in einer freien Marktwirtschaft demnach eindeutig eine treibende Kraft für Wohlstand.
Wenn wir die Bedeutung des Wettbewerbs kennen, können wir das Konzept des Monopols aufgreifen. Es gibt mindestens drei populäre Definitionen von Monopol und es ist wichtig, sie zu verstehen, da sie in der Umgangssprache als Synonym verwendet werden.
Es gibt 3 Definitionen von Monopolen
Definition 1
Die gängigste Definition für ein Monopol wird als Szenario beschrieben, das auftritt, wenn „ein Unternehmen das gesamte Angebot einer bestimmten Ware oder Dienstleistung in einer Branche beherrscht und letztendlich kontrolliert“.
Diese Definition leitet sich vom Wort Monopol ab. Dabei bedeutet „Mono“- „Eins“ und „Poli“- „Verkäufer“. Es gibt also nur einen Lieferant eines homogenen Gutes oder nur einen Verkäufer in einer Branche.
(Anm. d. Red.: Das Brettspiel „Monopoly“ ist vorbei, wenn ein Spieler alles besitzt.)
Das Problem bei dieser Definition des Monopols ist, dass es wirklich willkürlich ist wo man die Grenze einer Branche oder eines homogenen Gutes tatsächlich zieht. Wenn Handeln bedeutet, dass ein Gut dem anderen vorgezogen wird, dann können wir niemals erklären, welche Waren für einen einzelnen Verbraucher homogen sind. Die bloße Beobachtung, dass zwei Waren physisch identisch sind reicht nicht dafür aus die Entscheidung einer handelnden Person zu erklären.
Laura kauf ein iPhone
Hier ist ein Beispiel, das diesen Punkt gut verdeutlicht: Angenommen Laura geht in die Stadt, um ein neues iPhone zu kaufen. Dabei kann sie das gleiche iPhone in zwei verschiedenen Läden kaufen. Wenn Laura das teurere iPhone kauft, dann zeigt dies deutlich, dass Laura die beiden Telefone als zwei verschiedene Waren unterscheidet.
Wie wir in einem früheren Beitrag gesehen haben, umfasst das menschliche Handeln mehr, als wir durch Preisvergleiche beschreiben können. Es gibt keine Messung im Bereich der menschlichen Handlung. Es gibt nur eine Reihenfolge zwischen den Waren, die einem zur Wahl stehen. Dies haben wir als die individuellen Werteskalen definiert. Es könnte demnach sein, dass die Atmosphäre in dem Laden, in dem Laura das iPhone gekauft hat, angenehmer war und dies in ihre Entscheidung eingeflossen ist. Wenn Laura also zwei physikalisch identische iPhones als unterschiedliche Waren wahrnimmt, ist es dann angemessen, die beiden iPhone-Läden als separate Branchen zu bezeichnen?
Eine Branche ist eine sehr schwammige Definition. Nach dieser Definition wäre jedes einzelne Produkt ein Monopol, solange die Verbraucher zwischen ihnen unterscheiden. Und jeder einzelne Produzenten und Verkäufer wäre ebenfalls ein Monopolist.
Die Schwimmtrainerin Svenja hätte dann ein Monopol als Schwimmtrainerin Svenja. Und der Bäcker Bernd hätte dann ein Monopol auf Backwaren vom Bäcker Bernd. Ebenso hätte der Schauspieler Sven ein Monopol als Sven schau zu spielen.
Diese erste Definition ist demnach für unsere Untersuchungen von Monopolen auf einem Markt nicht zu gebrauchen.
Definition 2
Befassen wir uns nun mit der zweiten Definition: „Ein Monopol entsteht, wenn ein einzelnes Unternehmen in der Lage ist Monopolpreise zu erzielen“
Monopolpreise erklären Ökonomen damit, dass ein Verkäufer seine Gewinne steigern kann, indem er sein Angebot einschränkt und gleichzeitig den Preis seines Gutes über den wettbewerbsfähigen Marktpreis setzt, der in einem perfekten Wettbewerb eintreten würde. Bevor wir uns dieser Definition näher widmen, wollen wir nochmal kurz die Preisentstehung wiederholen.
Wiederholung der Preisentstehung
In unserem letzten Beitrag haben wir gelernt, dass die Preise das Ergebnis der Bedürfnisse der handelnden Menschen sind. Daher können wir mit absoluter logischer Sicherheit sagen, dass alle Güter , die auf einem freien Markt produziert werden, letztendlich zum Verbrauch produziert werden.
Wenn wir darüber nachdenken, wie die Preise festgelegt werden, müssen wir uns daran erinnern, dass die Preise das Verhältnis zwischen den beiden Waren sind, die der Einzelne zum Umtausch auswählt. Beide Tauschpartner stimmen damit dem Tausch freiwillig zu. Die bedeutet, dass auf einem freien Markt niemals ein Preis entsteht, der nicht die Zustimmung beider Parteien hat.
Die Frage ist dabei: könnte ein Monopolist einen Preis für sein Produkt so hoch setzen wie er will? Offensichtlich nein. Wenn der Preis zu hoch wird, dann werden die Verbraucher beginnen, dieses Gut durch andere Waren zu ersetzen.
Zum Beispiel: Wenn ein Erzeuger einen exorbitant hohen Monopolpreis für Haferflocken verlangt, wechseln die Verbraucher zu Frühstückseiern. Eine Theorie, die die Waren in Kategorien und Industrien einordnet, nimmt dies wahrscheinlich nicht so genau wahr, doch auf dem Markt ist kein Produkt frei von Wettbewerbern. Dies liegt daran, dass alle Produzenten auf einem Markt, unabhängig davon, welche Waren sie verkaufen, letztendlich um den Kauf einer Ware konkurrieren. Sie konkurrieren um Geld.
Wer ist der Wettbewerb?
Der Wettbewerber von McDonalds ist nicht etwa nur BurgerKing oder Subway, sondern auch die Fastenzeit, das Leitungswasser oder die selbstangebauten Kartoffeln und Erdbeeren. Und der Wettbewerber von Sportartikelhersteller Nike ist nicht etwa nur Adidas oder Puma, sondern auch andere Hersteller von Jeans, Anzügen oder Hemden. Jeder Produzent konkurriert mit allen um das Geld.
Wenn der Preis für Yachten zu hoch wird, dann kaufen die Konsumenten lieber Villen. Wenn die Fernsehpreise zu hoch werden, dann kaufen die Konsumenten lieber Bücher. Außerdem stellen wir fest, dass der Markt mit zunehmender Kapitalakkumulation mehr Waren liefern kann, die das monopolisierte Gut ersetzen können. Dadurch wird die Möglichkeit eines Monopolisten, die Preise zu erhöhen, weiter eingeschränkt.
Wenn ein Monopolist die Preise so hoch setzen könnte, wie er möchte, dann müssen wir folgende Frage stellen: Was hält andere Unternehmer davon ab in die Monopolbranche einzusteigen und das Monopol und die hohen Gewinne zu beenden?
Selbst wenn ein Unternehmen ständig beschließt neu entstehende Unternehmen aufzukaufen, so würde dies mehr unternehmerische Gewinnmöglichkeiten für die Menschen schaffen, weil sie mehr und mehr konkurrierende Unternehmen gründen würden. Jedes neue Unternehmen, das gegründet wird, um die Monopolpreise zu beenden, würde somit die Profite des Monopolisten schmälern.
Was ist mit Preisdumping?
Um dieses offensichtliche Problem zu umgehen, stellen die Kritiker noch eine Frage. Was ist, wenn der Monopolist seine Konkurrenz durch zu niedrige Angebotspreise ständig unterbietet? Und somit die neu gegründeten Unternehmen auf dem Markt gar keine Chance bekommen Gewinne zu erzielen? In einem solchen Verdrängungswettbewerb würde dann ein Anbieter sein Unternehmen vorübergehend einstellen, weil er keine Gewinne erzielen kann. Zudem ist eine weitere offensichtliche Schlussfolgerung für uns, dass eine solche Aktion den Verbrauchern immer einen enormen Nutzen bringt, denn diese können günstig einkaufen.
Daher besteht die einfache Lösung für dieses Problem darin, dass wenn ein kleines Unternehmen von einem Verdrängungswettbewerb verdrängt wird, es einfach den Betrieb einstellt und nur warten muss, bis das große Unternehmen beschließt Monopolpreise zu erheben, und es dann wieder eröffnet.
Auch wenn das kleine Unternehmen zwischendurch in den Bankrott getrieben wird, sobald der Bestand an Investitionsgütern noch intakt bleibt, kann es von einem neuen Unternehmer zu ermäßigten Preisen gekauft werden. Infolgedessen wird das neue Unternehmen in der Lage sein Waren zu viel geringeren Kosten herzustellen und kann effizienter mit den geringen Kosten konkurrieren.
Das nächste, was wir davon ableiten sollten, ist, dass jeder Verkäufer, der sich sehr geringe Angebotspreise leisten kann, bereits über ein gutes Geschäftsmodell und über eine hohe Produktivität verfügen muss.
Um es einfach zu sagen: Ein Unternehmen ist möglicherweise in der Lage seine Konkurrenz durch sehr niedrige Preise vom Markt zu verdrängen. Es kann jedoch nur dann Gewinne machen, wenn es sich für eine Monopolpreisgestaltung entscheidet. Dies führt dann aber wieder zu einem erneuten Wettbewerb.
Das Ergebnis dieser Analyse ist, dass es keine schädlichen Monopolpreise gibt. Wir können einen Monopolpreis nicht von einem konkurrenzfähigen Preis unterscheiden.
Definition 3
Kommen wir nun zu der korrekten und dritten Definition für ein Monopol. Jetzt, da wir sehen können, dass die erste Definition von Monopolen für unseren freien Markt völlig unbrauchbar ist und die zweite Definition nicht auftreten kann, können wir uns unserer dritten Definition zuwenden.
Das Monopol war ursprünglich ein juristischer Begriff, der ein „von einem König oder Staat gewährtes Privileg“ festlegte.
Ein Monopol ist also ein bestimmtes Unternehmen, welches das ausschließliche Recht hat ein bestimmtes Gut zu verkaufen. In der ursprünglichen Form bedeutet demnach der Begriff Monopol, dass man die volle Kraft des staatlichen Schutzes vor gewaltsamen Markteingriffen anderer Personen hat, die ihr Kapital und ihre Arbeit in die Monopolgeschäfte lenken.
Offensichtlich ist eine solche Situation mit dem von uns analysierten Konzept des freien Marktes unvereinbar.
Zusammenfassung
Wie wir sehen können, ist diese oft behauptete Befürchtung, dass in einem ungehinderten freien Markt Monopole entstehen würden, unbegründet. Der einzige Grund, warum wir dieses Problem untersucht haben, ist die große Menge an Literatur und Falschinformationen, die darüber verbreitet werden. Auch heute noch ist die Angst vor Monopolen und Kartellen sehr beliebt.
Wir verstehen nun, dass ein Markt, auf dem es ein Geldmittel gibt, zu jeder Zeit auch einen Wettbewerb hat. Dies kommt daher, dass alle Verkäufer auf einem Markt letztendlich im Wettbewerb um das Geld der Konsumenten stehen.
Ob die Waren, die sie verkaufen, homogen sind oder nicht, kann nur vom Verbraucher entschieden werden und ist für die praxeologische Theorie nicht relevant. Zudem erkennen wir jetzt, dass die Angst vor Monopolen durch staatliche Eingriffe der Vergangenheit entsteht. Der freie Markt kennt keine schädlichen Monopolpreise. Monopolpreise können nur bestehen, wenn ein Zwang vorherrscht. Ansonsten würden sich die Preise einem Gleichgewicht annähern.
Wir sehen uns im nächsten Beitrag „Praxeologie: Kaufkraft von Geld #24„.
Hier geht’s nochmal zum letzten Beitrag „Praxeologie: Marktpreise #22„.
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Beste Grüße
Quellen:
Ludwig von Mises – Nationalökonomie, Theorie des Handelns und Wirtschaftens (Buch)
Ludwig von Mises – Human Action (Buch)
Murray Rothbard – Man, Economy and State (Buch)
Youtube-Kanal Praxgirl
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