In diesem Beitrag möchte ich die fundamentalen und logisch notwendigen Voraussetzungen für das zielgerichtete menschliche Handeln definieren.
Im letzten Beitrag haben wir alle menschlichen Handlungen, die als zielgerichtetes Verhalten gelten und zu der Praxeologie gehören, ausgearbeitet. Wir haben das menschliche Handeln vom reflexhaften Verhalten, von Wunschdenken und psychologischen Konzepten abgegrenzt.
Wir haben gezeigt, dass wir jede menschliche Aktion als eine Abwägung zwischen Dingen, die wir hätten tun können und Dingen, die wir tatsächlich getan haben, unterscheiden können.
Ein Mensch handelt, wenn er sich danach sehnt einen Mangel oder einen Missstand zu beseitigen. Seine Situation ist dabei in einem unbefriedigenden Zustand und er möchte sie in einen Zustand höherer Befriedigung verändern. Seine Vorstellungskraft zeigt ihm bessere Verhältnisse auf und sein Handeln zielt darauf ab diese zu erreichen.
Es gibt 3 Vorbedingungen für das Handeln:
- Ein Zustand mit einem Mangel.
- Eine Vorstellung einer besseren Welt ohne diesen Mangel.
- Der Glaube, dass ein Handeln diese Veränderung erreichen kann.
Dies sind die drei Bedingungen, unter denen ein Mensch lebt. Wenn man eine dieser Bedingungen wegnimmt, dann wird das Konzept des zielgerichteten Handelns zerstört.
Erläuterungen zu den 3 Bedingungen
Wenn man den Zustand des Mangels wegnimmt, dann hat der Mensch keinen Grund mehr zu Handeln. Dann reden wir nicht mehr über einen realen Menschen, sondern über ein ultimatives, glückliches Individuum, welches keinen Grund für einen Wandel hat und die verbleibenden Bedingungen werden irrelevant.
Wenn man die zweite oder dritte Bedingung beseitigt, dann hat man einen Menschen mit Unbehagen, der sich aber weder eine Veränderung vorstellen kann, noch glaubt er, dass seine Handlungen die Zukunft verändern können. In einer solchen Welt müsste der Mensch den Mangel unweigerlich ertragen und wäre seinem Schicksaal ausgesetzt. Das Handeln ist also immer ein Versuch des Menschen die Befriedigung seiner Bedürfnisse zu erlangen.
Praxeologie urteilt nicht über die Ziele
Die Praxeologie kümmert sich dabei nicht um die subjektiven Bedürfnisse und gibt auch nicht vor was Menschen zufrieden macht. Für die Praxeologie ist nicht wichtig, was einen Menschen glücklich und zufrieden macht, sondern nur das Handeln und die dazugehörige Logik. Die übergeordneten Ziele haben keine Relevanz für die Wissenschaft der Praxeologie.
Die Schlussfolgerungen gelten für alle zielgerichteten Verhalten. Egal wie klein oder extrem die Situation ist, wenn die Handlung als zweckmäßig definiert werden kann, sind die Handlungsvoraussetzungen erforderlich und es wird eine Auswahl getätigt. Egal wie die Unterscheidung zwischen aktivem und passivem Menschen aus unserem vorherigen Beitrag ausfällt, ein Mensch entscheidet, bestimmt und wählt auch in jenen Zeiten, in denen wir eine Handlung gemeinhin als Impuls oder Instinkt bezeichnen würden.
Der Mensch wählt selbst dann, wenn seine Emotionen hoch sind. Im Gegensatz zu Tieren ist der Mensch kein Sklave von Instinkten, sondern in der Lage, seine Instinkte, Emotionen und Impulse zu unterdrücken.
Wir sehen uns im nächsten Beitrag „Praxeologie: Die Rationalität des Handelns #5“
Hier geht’s nochmal zum letzten Beitrag „Praxeologie: Zielgerichtetes Handeln #3„.
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Beste Grüße
Quellen:
Ludwig von Mises – Nationalökonomie, Theorie des Handelns und Wirtschaftens (Buch)
Ludwig von Mises – Human Action (Buch)
Murray Rothbard – Man, Economy and State (Buch)
Youtube-Kanal Praxgirl
Praxeologie auf Wikipedia