Wie schnell kommt eine Veränderung? Wie schnell kommt eine Innovation? Und kommt sie überhaupt? Und was zur Hölle hat Popcorn damit zu tun?
In diesem Beitrag werde ich zwei Personengruppen darstellen, die auf eine nahende Veränderung ganz unterschiedlich reagieren. Der Zukunftsforscher Lars Thomsen von der future matters AG verdeutlicht diese beiden Personengruppen gerne mit folgender Geschichte.
Wie schnell poppt Popcorn?
Hat jemand von Ihnen schon einmal Popcorn gemacht?
Wenn Sie das auf die herkömmliche Art machen, dann nehmen Sie einen Topf und füllen diesen etwa einen halben Zentimenter mit Öl auf und nehmen eine Handvoll Popcorn-Maiskörner und bedecken damit den Boden.
Jetzt stellen Sie das Gemisch auf den Herd und drehen die Platte auf. Was passiert?
Erstmal passiert überhaupt nichts doch der Topf wird wärmer. Das Interessante ist, dass es beim Popcorn machen eigentlich zwei Trends gibt. Der eine Trend ist relativ einfach prognostizierbar, da es sich um eine lineare Entwicklung handelt – etwa die Temperatur des Topfes. Der andere Trend stellt die geplatzten Popkörner dar und verläuft nicht linear.
Wenn man nun Menschen befragt, dann gibt es ganz unterschiedliche Meinungen.
Einige Menschen sind der Zeit immer voraus und denken schon nach einigen Sekunden: „Gleich, gleich. Ich habe schon was gehört.“
Die anderen verdrehen die Augen und sagen: „Ihr seid viel zu schnell, das dauert etwas länger. Wir müssen noch warten.“
Wenn weitere ein, zwei Minuten vergehen, dann meldet sich eine weitere Gruppe und sagt: „Das wird nichts. Das wird nichts mehr. Da kommt nichts.“ Deren Methode ist relativ einfach, sie denken es hat bisher nicht gepoppt, so wird es auch in der nächsten Zeit nicht klappen.
Und dann, wenn das Öl etwa 163° C erreicht hat, dann macht es einmal „Pop“ und der erste Maiskorn platzt.
Und die Zweifler sagen: „Na gut, ein Maiskorn.“ Doch nach 4-5 Sekunden macht es ein zweites Mal „Pop.“
„Pop. Pop.“
„Pop pop pop pop pop.“
„Pop pop pop pop pop pop pop pop pop pop…“
Dann geht es ganz schnell und der Topf ist voll aufgrund einer exponentiellen Entwicklung in einem sehr kleinen Zeitraum. Dies nennen wir Zukunftsforscher eine Disruption, weil zuerst lange nichts passiert, und dann ganz schön viel.
Nun möchte ich in diesem Beitrag nicht auf die exponentielle Entwicklung der Innovationen eingehen, denn das habe ich im Artikel über Technologiekurven und ihre Eigenschaften schon ausreichend getan.
Wenn es um Innovationen geht, dann gibt es, wie in der Popcorn-Geschichte, ebenfalls zwei Gruppen.
Betrachten wir zunächt einmal die eine Personengruppe:
Der Hype Zyklus
Der Hype Zyklus, auch Gartner Hype Zylkus genannt, beschreibt verschiedene Phasen der Aufmerksamkeit, die eine Veränderung/ein Experiment oder eine Innovation bekommen.
Nach einem Auslöser, dem sogenannten Trigger, steigen die Erwartungen sehr stark an. Die hohen Erwartungen können jedoch nicht erfüllt werden, sodass eine Ernüchterung eintritt. Zu einer Erleuchtung führen dann realistische Einschätzungen, die sich nach und nach herausstellen, sodass sich die Erwartungen insgesamt langfristig zwischen Hype & Ernüchterung einpendeln.
Betrachten wir nun die andere Personengruppe:
Der Hybris Zyklus
Der Hybris Zyklus entspricht dem Gegenteil des Hype Zyklus und wurde von Gunter Dueck entworfen. Der Auslöser bzw. Trigger wird zunächst ignoriert und eine kommende Veränderung wird nicht wahrgenommen. Während des Hypes klingeln dann aber alle Alarmglocken. Auch wenn der Hype als solcher erkannt wird, führt die Veränderung nicht zu einer anderen Einstellung, denn das Neue überzeugt nicht.
Durch das Abklingen des Hypes entsteht der Eindruck, dass sich die vorherige Einschätzung bestätigt und eine Form der Überheblichkeit tritt ein. Sobald die Veränderung dann aber doch zunimmt und größere Einschränkungen mit sich bringt, verändert sich die Einstellung und der Veränderung wird stückweise nachgegeben.
Die Veränderung muss letztendlich akzeptiert werden, wenn man nicht stur untergehen will.
Die Hype- und Hybris- Zyklen zeigen uns, dass die kurzfristigen Veränderungen oftmals überschätzt werden, während die langfristigen Veränderungen unterschätzt werden. -Amaras Gesetz
Überlagerte Betrachtung
Kommen wir nochmal zu unserem Popcorn-Experiment zurück. Wir können nun die unterschiedlichen Aussagen den beiden Zyklen zuordnen. Während die eine Gruppe sofort Veränderungen erwartet und dann erst später bestätigt wird, kann sich die andere Gruppe eine Veränderung nicht richtig vorstellen und beharrt auf ihrer Meinung, bis es evtl. zu spät ist. Denn
„If a trend becomes obvious, you are too late.“
„Wenn ein Trend offensichlich ist, dann bist du zu spät.“
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In den ersten Beiträgen hatte ich zunächst eine Utopie für den maximalen Wohlstand hergeleitet und anschließend weitere Erläuterungen zur maximalen Produktivität gegeben. Weitere wichtige Artikel behandeln die Eigenschaften von Pfadabhängigkeiten, Eigenschaften von Technologiekurven und die Vision der Null-Grenzkosten Gesellschaft.
Beste Grüße
Quellen:
Popcorn-Geschichte von Zukunftsforscher Lars Thomsen
Hype-Zyklus auf Wikipedia
Roy Amara und das Amara’sche Gesetz auf Wikipedia
Hybris Kurve von Guter Dueck auf Twitter